Ausflug der Senioren

Ort: Straubing und Haindling

St.-Martins-Senioren staunen über rasante Technik

Tagesausflug zum Briefzentrum Straubing und zur Wallfahrt Haindling

Dass das alte Postamt ausgedient hat, wo Briefe und Karten händisch gestempelt, in einzelne Fächer gelegt, um dann gebündelt in größeren und weiter noch größeren Einheiten verschickt wurden, war allen Besuchern klar. Die Dimension, die modernste Technik und die unglaubliche Geschwindigkeit mit der im aktuellen Briefzentrum alles geschieht, hat die Senioren dann doch in Erstaunen versetzt.

Nach dem Konzept „Brief 2000“ der neuen Deutschen Post und der Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen wurde im August 1993 im Straubinger Industriegebiet mit dem Bau begonnen. Fertig gestellt hat man das erste Briefzentrum Deutschlands im 100 x 60 Meter große Gebäude im Oktober 1994, das für den gesamten Postleitzahlenbereich 94 zuständig ist. Sachgebietsleiter Hermann Madl erklärte, es werde von Montag 00:15 Uhr bis Samstag 16 Uhr im Dreischichtbetrieb gearbeitet. Von den Bediensteten sind ca.90 % fest angestellte Teilzeitkräfte, davon wiederum 98 % Frauen, die auch flexibel eingesetzt werden können und nach Tarif bezahlt werden. Unter anderem sind 16 Sortiermaschinen für den Kurzbrief und eine Großbriefsortiermaschine im Einsatz. Die Anschriften von mehr als 95 % der eingelieferten Postsendungen können von den computergesteuerten, mit Hochleistungskameras ausgestatteten Geräten maschinell gelesen und in unglaublicher Geschwindigkeit auf den richtigen Weg gebracht werden. Dazu läuft eine Großbriefsortieranlage mit einer Stundenleistung von 15 000 Einheiten, sodass im Durchschnitt bis zu 850 000 Sendungen pro Tag bearbeitet werden können. Für noch nicht freigemachte Sendungen ist die Stempelmaschine mit einer Stundenleistung von 40 000 zuständig. Fragende Mienen rief bei den Besuchern der Begriff der Gangfolgesortiermaschine hervor. Das erläuterte Hermann Madl einleuchtend: Sie legt die Sendungen bereits in der Reihenfolge zurecht, in der der Zusteller vor Ort unterwegs ist.

 

Das Kontrastprogramm zur Hochleistungstechnik am Vormittag bildete der Ort Haindling nahe Geiselhöring am Nachmittag. Schon von weitem ist das Kirchenensemble der frisch renovierten Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und der Kreuzkirche zu sehen. Das Kloster St. Emmeram in Regensburg besaß seit dem frühen Mittelalter Güter in der Gegend. 1268 erfolgte die Errichtung einer klösterlichen Propstei im benachbarten Hainsbach. 1333 ist eine gotische Kirche nachgewiesen. 1337 stiftete der Regensburger Bürger Konrad Frumold eine Kaplanei, damit wurde die Wallfahrt zur Muttergottes von Haindling durch Bischof Nikolaus zu Regensburg erstmals urkundlich erwähnt. Durch weitere Kaplaneien und die Gewährung von Ablässen wuchs sie zu überregionaler Bedeutung. Die Kirche wurde mehrmals vergrößert und im 17. Jahrhundert der Turm aufgestockt. 1719 bis 1721 ließ sie der Abt von St. Emmeram zur barocken Wandpfeilerkirche ausbauen. Der Geiselhöringer Maurermeister Johann Pfättinger und einheimische Handwerker, wie der Bildhauer Simon Hofner und der Schreiner Thomas Lehner übernahmen Bau und Ausstattung. Die Malereien stammen vom Straubinger Joseph Anton Merz. 1722 wurde sie konsekriert. In jener Zeit gehörte Haindling zu den beliebtesten Wallfahrtstätten des Kurfürstentums. Durch einen Gewölbeeinsturz im Langhaus gingen 1816 ein Großteil der Fresken verloren.

Ein profunder Kenner des Wallfahrtsortes, Joseph Bachhuber, führte mit Herzblut die Deggendorfer auch in die Kreuzkirche. Der gotische Vorgängerbau von 1480 erhielt Um- und Neubauten und wurde 1621 vollendet und schließlich 1627 konsekriert. Haindling besitzt mit dem Altar der Kreuzkirche einen der schönsten Renaissancealtäre Bayerns.

Herbert Schüßler