Durchs Schlüsselloch in den Weltraum geschaut

St. Martin-Senioren besuchen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Spannend und überaus lehrreich war der Besuch des Seniorenclubs der Deggendorfer Pfarrei St. Martin in Oberpfaffenhofen. Die Deggendorfer konnten in drei von dreizehn Instituten und Einrichtungen hineinschnuppern: Kommunikation und Navigation, Raumflugbetrieb und als Höhepunkt das Galileo Kontrollzentrum waren die Themen, die begeisterten.
Ungewohnt war der Beginn, als jeder Teilnehmer nach einer vorherigen Prüfung seine eigene Legitimationskarte zum Betreten des weitläufigen Geländes erhielt. Zum Einstieg führte Dr. Johann Furthner, ein Deggendorfer, seine Besucher in die Welt der Satelliten ein. Kommunikationssatelliten sind in 300 bis 1500 Kilometern Höhe unterwegs, aktuelle Navigationssatelliten, wie GPS und Galileo, bewegen sich in einer Entfernung zwischen 19000 und 22000 Kilometern Entfernung von der Erde und die geostationären Satelliten sind bei etwa 36000 km Flughöhe mit der Erdumdrehung unterwegs. Bekannte Namen sind dabei Eutelsat und Astra. Umfangreiche Aufgaben haben die künstlichen Erdtrabanten zu erledigen. Zu den genannten kommen noch Wetterbeobachtungen, Messungen für Gravitation und Klimaforschung und viele andere Bereiche.
Besonders spektakulär war natürlich der Kontakt mit dem größten Technologieprojekt aller Zeiten, der ISS. Schon das Modell beeindruckte, die tatsächliche Größe dieses „Hauses im Weltall“ kann mit der Ausdehnung eines Fußballfeldes verglichen werden. Dort arbeiten bis zu sechs Astronauten aus insgesamt 16 Nationen. Europa steuert ein eigenes Labor bei: das unter deutscher Führung entwickelte Columbus-Modul, das am 11. Februar 2008 dauerhaft an der ISS montiert und in Betrieb genommen wurde. Columbus ist etwa 6,90 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,40 Metern. Vom Columbus-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, in das die St. Martins-Senioren hineinschauen durften, betreuen etwa 100 Wissenschaftler und Ingenieure die europäischen Aktivitäten auf der ISS. Planung, Koordination der Experimente und die Begleitung der Arbeit der Besatzung im europäischen Labor gehören zu den Aufgaben der Leitstelle. Ebenso werden die Lebenserhaltungssysteme, wie Luftversorgung, Strom, Kühlung von hier aus fernüberwacht und bedient. Auf einem großen Bildschirm konnte man verfolgen, was die einzelnen Astronauten gerade für Tätigkeiten ausführten, auch wenn sie ihre verdiente Pause hatten und im „Sleeping-Modus“ waren.
Das Satellitenmodell TerraSAR-X, Deutschlands Radarauge im All, war die nächste Station. Dieser Satellit fliegt in 514 km Höhe, in einem sonnensynchronen „Dusk-dawn-Orbit“, was bedeutet, er wendet permanent seine mit Solarzellen bestückte Seite der Sonne zu. Die hochauflösenden Radarbilder die er liefert, dienen zur topographischen Kartierung, Feststellung von Bewegungen auf der Erdoberfläche, Landbedeckungs- und Landnutzungskartierungen, Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen, beispielsweise bei der Beurteilung der Auswirkungen von Naturkatastrophen und Krisensituationen und des folgenden Katastrophenmanagements und der Einsatzplanung und noch einiges mehr.
Den Abschluss bildete der Besuch des Kontrollzentrums des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo, mit dem 1:1-Modell eines Galileo-Satelliten. Es liefert weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung und Zeitverteilung und ist die europäische Antwort auf das amerikanische GPS-System.
Vollgepackt mit vielen Informationen und Eindrücken hatten die Senioren einen erlebnisreichen Tag erlebt. „Das hätte ich nicht gedacht“, meinte eine Teilnehmerin, „dass ich auf meine alten Tage noch soviel auf einmal lernen kann.“


Herbert Schüßler

Die St. Martinssenioren unter dem Modell der Internationalen Raumstation ISS

Dr. Johann Furthner (gelber Pullover) erklärt den Deggendorfern die Aufgaben und technischen Einzelheiten von Galileo, dem europäischen Satellitennavigationssystem.

Vom Columbus-Kontrollzentrum betreuen die Wissenschaftler und Ingenieure die europäischen Aktivitäten auf der ISS.