Erinnerungen an die Hopfenzupferzeit wurden wach
Tagesausflug des Seniorenclub St. Martin in die Holledau und nach Ingolstadt
Als der Seniorenclub der Pfarrei St. Martin bei seinem Tagesausflug in die Holledau kam, war es für einige Teilnehmer auch ein Ausflug in ihre Jugendzeit, in die Wochen des Hopfenzupfens. Und für alle anderen war es, mit einem Besuch Ingolstadts, eine interessante Erfahrung.
„Vui hob i ja ned zambrocht, weil i mit vierzeh Johr immer Flanggerl im Kopf ghobt hob“, erinnert sich lachend eine der Teilnehmerinnen. Es sei eine große Gaudi gewesen damals, aber auch harte Arbeit. Nicht umsonst gilt das geflügelte Wort: "Der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen". Harte Arbeit ist es also heute noch – und ein großes Risiko.
Doch der Reihe nach. Ein mit Martins-Senioren voller Bus und Stadtpfarrer Wolfgang Riedl starteten bei passablem Wetter in Richtung Holledau. In Landau stieg mit Nik Söltl ein Mann zu, der Holledauer nicht nur von der Abstammung her, sondern voller Überzeugung und Herzblut ist. Er machte den Führer für die Donaustädter, um ihnen die Holledau selber und besonders den Hopfen, seine Aufzucht und Verarbeitung näher zu bringen. Das hat fast alle verblüfft, Hopfen wächst eigentlich überall. Die Holledauer haben es aber verstanden, ihre Gegend zum größten Hopfenanbaugebiet der Welt zu machen. Sie sind damit manchmal reich geworden, tragen aber auch ein gehöriges Risiko, wenn, wie in diesem Jahr, das Wetter nicht mitspielt. Deutlich wurde es in einem Hopfenbetrieb in Unterempfenbach. Große Maschinen haben das Hopfenzupfen von früher abgelöst. Eine Erntemaschine holt die Ranken vom Gerüst und im Betrieb werden sie, so wie sie auf den Wagen gelegt wurden, maschinell aufgenommen und 180 Reben pro Stunde und 3000 Reben pro Tag in die Pflückmaschine gebracht. Die Dolden werden anschließend getrocknet (gedarrt) und verpackt. Und das Ergebnis stellt den Hopfenbauern in diesem Jahr nicht zufrieden. Wegen der trockenen Monate Juli und August beträgt bei 50 000 Stöcken je nach Lage und Boden die Ernteeinbuße zwischen 25 und 50 Prozent.
Dass die Holledau auch Kultur und Brauchtum zu bieten hat, erfuhren die Deggendorfer in der legendären „Schimmelkapelle“ und der Wallfahrtskirche St. Kastulus am Kastlberg. Der römische Märtyrer der Kaiserzeit um 300 nach Christus ist Schutzpatron des ober-/niederbayerischen Hopfenlandes, der Bauern und Hirten und wird zum Schutz vor Blitz, Wassernot, Tierkrankheiten und Pferdedieben angerufen. Dazu gehört auch der Besuch des Torsos der „Tausendjährigen Linde“, einem Naturdenkmal in unmittelbarer Nähe der Kirche. Der Kastlberg hat aber auch bedeutende geschichtliche Ereignisse zu bieten. Als der Schwedenkönig Gustav Adolf 1632 im dreißigjährigen Krieg hier lag um Ingolstadt anzugreifen oder die Schlacht am Kastlberg, bekannt als „Combat de Langenbruck“ 1796 im 1. Napoleonischen Krieg.
Das Hopfenmahl in Hög, das die Senioren einnahmen, war vergleichbar mit dem Mahl, das den Hopfenzupfern am Ende ihres Aufenthaltes spendiert wurde: zweierlei Fleisch, Kraut, Salat und Knödel, üppig und gut, damit die Leute im nächsten Jahr wieder kamen, wie Nik Söltl erklärte.
Ingolstadt, die wehrhafte Stadt mit einer reichen Geschichte als Herzogs-, Universitäts- und Festungsstadt und vielen interessanten Bauten aus acht Jahrhunderten zog die Niederbayern in ihren Bann. Auch hier erwies sich Nik Söltl als ausgezeichneter Kenner und Führer.
Herbert Schüßler