Eine vorweihnachtlich geschmückte Altstadt, viel Geschichte und so manche kleinen Geschichten rund um die Oberösterreichische Landeshauptstadt Linz begeisterte die Senioren der Deggendorfer Pfarrei St. Martin. Sie genossen das Flair einer Stadt, die gleichermaßen Historie mit Modernität verbindet.
Nur 35 Personen konnten sich entschließen, bei nicht gerade freundlichem, trotzdem aber fast trockenem Wetter, sich auf den Weg nach Linz zu machen. Aber die, die dabei waren, haben es nicht bereut. Nach einem typischen österreichisch geprägten Mittagessen machten sie sich auf den Weg durch die Altstadt.
Dabei erfuhren sie, dass sie sich auf uraltem Siedlungsgebiet befinden. Bereits 400 v. Chr. hatten sich Kelten angesiedelt, die den Ort Lentos nannten. Dann kamen im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. die Römer hierher. Im Mittelalter sorgten die Babenberger für die Entwicklung zur Stadt, die heute mit rund 205 000 Einwohnern drittgrößte Stadt Österreichs ist.
Der Mariendom, auch als Neuer Dom bezeichnet und erst 1924 fertig gestellt, beeindruckte als die größte Kirche Österreichs. Und weil kein Kirchturm höher sein darf als der Stephansdom in Wien, misst der Linzer Turm zwei Meter weniger. Aber, erklärte Stadtführerin Theresa Rathwallner-Szegi mit Augenzwinkern, weil das Kreuz darauf zehn Meter hoch ist, überragt er St. Stephan dann doch noch. Besonders bemerkenswert waren die sogenannten Gemäldefenster, darunter das Linzer Fenster oder das Kaiserfenster. Trotz der starken Bombardierung von Linz zu Kriegsende, erlitten nur zwei Kirchenfenster Schaden und wurden durch neue ersetzt.
Viele Häuser, darunter die meisten mit alteingesessenen Geschäften, weisen durch die sichtbaren Gewölbe unterschiedlicher Epochen ihre größtenteils mittelalterliche Herkunft nach. Darunter auch die Konditorei, von der der 1822 aus dem mittelfränkischen Weihenzell eingewanderte Johann Konrad Vogel die Linzer Torte in alle Welt verkaufte. Auch die Martins-Senioren durften eine kleine Kostprobe genießen. Jener Johann Konrad Vogel war ein überaus wohltätiger Mann und Begründer der evangelischen Gemeinde und sogar Ehrenbürger von Linz.
Das Landhaus, Sitz des Landeshauptmanns, des Landtages und der Landesregierung faszinierte die Deggendorfer ebenso, wie das Keplerhaus, Wohnhaus des berühmten Theologen, Mathematikers, Astronomen und Optikers Johannes Kepler. Er lebte von 1612 bis 1627 in Linz, unterrichtete an der protestantischen Landschaftsschule im Landhaus und vollendete in seinem Wohnhaus die „Rudolphinischen Tafeln“, die bis ins 18. Jahrhundert die Grundlage vieler astronomischer Berechnungen darstellten. Im unweit entfernten Mozarthaus komponierte Wolfgang Amadeus Mozart im November 1783 in nur drei Tagen die Linzer Sinfonie, seine 36. und die Linzer Sonate. Nicht fehlen durfte auch das Haus in dem die Habsburger Prinzessin Elisabeth wohnte, die für den französischen König Ludwig XV. vorgesehen war. Die Ehe kam nicht zustande, wohl auch wegen dem Äußeren der Prinzessin, denn die Linzer nannten sie sehr despektierlich die „kropferte Lies“.
Den Abschluss des Rundganges bildete das Alte Rathaus mit seinem schönen Arkadenhof. Bis heute sitzt hier der Bürgermeister und der Gemeinderat. Wenn diese auf dem Stadtplan etwas nachsehen wollen, brauchen sie nur in den Innenhof zu gehen. Dort ist auf der gesamten Fläche ein begehbares Luftbild installiert, das die Größe der Stadt erst richtig deutlich macht. Die Deggendorfer kennen ein derartiges Bild, in allerdings weitaus kleinerem Ausmaß, von Ihrer Landesgartenschau her.
Dann war der Weg frei, um sich auf dem Weihnachtsmarkt am Hauptplatz umzusehen, kleine Schmankerl zu genießen, Mitbringsel oder Weihnachtsschmuck und Geschenke zu kaufen. Im 1847 gegründeten, im Altwiener Kaffeehausstil ausgestatteten und seither im Familienbesitz befindliche Traditionscafé Traxlmayr, genossen die Ausflügler noch einen „großen Braunen“ oder einen „Verlängerten“, bevor sie beeindruckt von den Erlebnissen die Heimfahrt antraten.
Herbert Schüßler