Osterpredigt von Pfarrer Wolfgang Riedl

Ostern 2013 Predigt von Pfarrer Wolfgang Riedl

In einer Zeitschrift fand ich folgende Osterkarrikatur: Ein großer Haufen bunt bemalter Ostereier, dazwischen langzahnig grinsende Schokohasen, aus diesem großen Haufen ragt eine Hand heraus, wie die eines Ertrinkenden – und diese Hand hält eine brennende Osterkerze.
Ich dachte: Wahrlich ein Abbild von Ostern heute.

Wenn Sie vor Ostern durch ein Kaufhaus gehen und Ihnen die Batterien gold glänzender Schokohasen entgegenlachen, dann könnte man meinen, wir feiern an Ostern ein Hasenfest.

Und angeblich – so habe ich gelesen – hat ein Japaner, der Deutschland rund um das Osterfest besuchte, zu Hause in Japan in der Zeitung – angesichts der Ostereierberge bei uns berichtet: Die Deutschen feiern an Ostern ein Hühnerfest.

Liebe Schwestern und Brüder, heute an Ostern, da feiern wir kein Hühner- und kein Hasenfest.
Heute feiern wir die Auferstehung des Herrn.
Heute feiern wir unseren Glauben und unsere Hoffnung, dass auch wir auferstehen werden.

Der Dirigent Enoch zu Guttenberg - der Vater des ehemaligen Verteidigungsministers zu Guttenberg – hat kürzlich in einem Interview erklärt, er sei seiner katholischen Kirche zutiefst verbunden. Schön – dachte ich mir.
Aber dann kommt es: „Ich schließe komischerweise ein Leben nach dem Tode aus.“
„Komischerweise“ sagt er – und es ist mehr als komisch, wenn einer meint, er sei der Kirche verbunden, er sei ein Christ, aber er glaubt nicht an die Auferstehung.
Ohne den Glauben an die Auferstehung gibt es kein Christsein.

Das sagt schon ganz deutlich der Hl. Paulus im 1. Korintherbrief:
„Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“ 1 Kor, 14,14

Ohne Ostern, ohne Auferstehung gibt es kein Christentum, gibt es keinen Glauben, gibt es keine Hoffnung. „ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos“

Der Osterglaube ist zentral für das Christentum.

Darum ist Ostern das höchste kirchliche Fest.

Die Geburt Jesu, die wir an Weihnachten feiern, erhält sein Licht allein von Ostern her.

Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann bräuchten wir die Geburt eines kleinen Knaben aus dem unbedeutenden Bethlehem vor 2000 Jahren nicht zu feiern.

Von Ostern her erhält alles seinen Sinn.

Ostern gibt uns Hoffnung. Hoffnung, dass auch wir ewig leben.

Wenn es nur dieses irdische Leben gibt, dann zählt nur der Haufen von Ostereiern und Osterhasen aus der Karikatur. Dann ist derjenige der Größte, der den größten Haufen besitzt, den größten Haufen an Macht, Geld, Besitz.

Ohne Ostern zählen diejenigen, die sich am meisten vom irdischen Kuchen abschneiden, die Gesündesten, Fitesten, Schönsten, Erfolgreichsten, die mit der schönsten Figur und dem aalglattesten Gesicht.

Und wenn wir in die Journale und ins Fernsehen hineinschauen, dann lebt die Welt auch nach dieser Maxime: oft – meistens – immer?

In einer Welt mit Ostern zählt etwas anderes. Wenn wir an ein neues Leben glauben und hoffen, dann haben Leid, Krankheit, Tod, Unrecht und Lüge nicht das letzte Wort.

Und das sind doch die Dinge, die der größte Teil der Menschheit erlebt, mit dem er sich tagtäglich herumschlägt. Ostern bedeutet Erlösung aus diesem Tal der Tränen-

Papst Benedikt hat das in seiner großartigen Enzyklika „Von der Hoffnung“ so ausgedrückt:
„Erlösung ist uns in der Weise gegeben, dass uns Hoffnung geschenkt wurde, eine verlässliche Hoffnung, von der her wir unsere Gegenwart bewältigen können: Gegenwart, auch mühsame Gegenwart, kann gelebt und angenommen werden, wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können; wenn dies Ziel so groß ist, dass es die Anstrengung des Weges rechtfertigt.“

Auferstehung und ewiges Leben ist ein so großes Ziel und wir sind uns dieses Ziels gewiss.

Und von diesem Auferstehungsglauben sind seit 2000 Jahren faszinierende Kräfte ausgegangen.
- Was hat nach der Katastrophe von Golgota die mutlosen Jünger aufgerichtet?
- Was hat das kleine Häuflein der ersten Christen dazu gebracht, die Botschaft Jesu zu verkünden, trotz Folter, Verfolgung und Tod?
- Warum teilen Christen seit 2000 Jahren mit den Armen und Schwachen?
- Warum setzen sich Christen – trotz aller Krisen, Sünden und Verirrungen – weltweit für Frieden und Solidarität mit den Mitmenschen ein?

Weil wir an Auferstehung und Erlösung glauben.
Die Energie des Osterglaubens reichte so für 2000 Jahre.
Und wir halten heute die brennende Osterkerze in unserer Hand und tragen dieses Licht der Erlösung in die Welt.


Christus ist auferstanden.

Halleluja, halleluja!