Weit sind sie nicht gefahren, die St. Martins-Senioren, aber ihr Ausflugstag war voll gepackt mit interessanten Besuchsstationen. Das neue Wasserwerk in Moos war das erste und sehr kühle Ziel. Dann ging es auf die derzeit größte Brückenbaustelle Bayerns, die Isarbrücke Plattling. Am Nachmittag erholten sich die Deggendorfer im Holunderhof Aster in Ettling bei Wallersdorf.
225 000 Menschen in 100 Städten und Gemeinden werden über ein mehr als 850 km langes Leitungsnetz von der Wasserversorgung Bayerischer Wald (WBW) mit Trinkwasser versorgt, erklärte Werkleiter Hermann Gruber den Deggendorfer Senioren. Die Talsperre Frauenau liefert dabei rund 80 % und 20 % aus dem Grundwasser-Pumpwerk Moos. „Wir sind mit diesem Standort das modernste Wasserwerk Europas“, stellt Werkleiter Gruber mit Stolz fest. Und er zeigte den Weg des Wassers auf: Vier Pumpen fassen im Isarmündungsgebiet den Grundstoff. Der Sandfilter entfernt Eisen und Mangan. Die Enthärtungsanlage reduziert über ein Ionentauscher-Mischbettverfahren den Härtegrad von 24°dH (deutsche Härte) auf 8°dH. Davon profitieren 15 000 Haushalte in 15 Gemeinden südlich der Donau. Schließlich tragen die Aktivkohlefilter und der Filter zur Uranentfernung dazu bei, dass stündlich 400 Kubikmeter als ausgezeichnetes und schmackhaftes Trinkwasser geliefert werden können. Das alles verdanken die Menschen links und rechts der Donau einem Mann mit Zukunftsvisionen, dem früheren Landrat von Regen und Bürgermeister von Kirchberg, Max Binder (1911-2010). Er initiierte 1963 die Gründung des Zweckverbandes Wasserversorgung Bayerischer Wald.
Die 615 Meter lange neue St.-Johann-Nepomuk-Brücke über die Isar in Plattling, war das nächste Ziel des Ausfluges. Baurat Daniel Mainka und Oberbauleiter Dipl.-Ing. Walter Hinkofer vom Staatlichen Bauamt Passau, Servicestelle Deggendorf, lösten mit den Erläuterungen zu ihrem Bauwerk die Bewunderung der Senioren aus. Sie ist Bestandteil der Ortsumgehung Plattling im Zuge der St 2124, die ab 2021 die Verbindung zwischen der B 8 und der A 92 herstellen und den Ortskern Plattlings entlasten soll. 50 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Besonders spannend ist natürlich der 145 Meter lange Freivorbau des Flussfeldes. Dafür mussten zwei Hilfspylonen erstellt werden, an denen während des Baues Fahrbahnplatte und Stahlbögen „aufgehängt“ werden. Nach Verschweißung der Bogenelemente und Einbau der Hänger trägt der Bogen die Fahrbahn und die Pylonen werden wieder abgebaut. Und das alles unter Berücksichtigung des Naturschutzes und des Überschwemmungsgebietes der geschützten Isarauen, das nur ein ganz knappes Baufeld zulässt. Der Bau der Anschluss-Strecken im nächsten Jahr vervollständigt die Umgehung Plattlings. „Jetzt weiß ich erst, warum so eine Baumaßnahme so lange dauert“, nickte eine Teilnehmerin.
Da ging es schon weit geruhsamer zu, als die Deggendorfer nach dem Mittagessen im Holunderhof Aster in Ettling eintrafen. Des Alleskönners Holunder haben sich Martina und Franz Aster mit Erfolg angenommen. Dessen Eltern Mechthild und Xaver Aster hatten schon lange Sonderkulturen angebaut. 1988 holten sie sich aus der Steiermark die ersten Zucht-Holunder-Pflanzen. Mittlerweile kultivieren die Asters auf 1,3 Hektar rund 1200 Holunder-„Bäumchen“. Der Holunder hat eine Lebensregel: Handarbeit. Sie beginnt im Februar mit den Schnittmaßnahmen. Die Sträucher müssen zu Bäumen erzogen, ausgeschnitten und verjüngt werden. Im Mai werden die Blüten gepflückt und Ende August beginnt die Beerenernte. Durch die ökologische Bewirtschaftung das Jahr über, ist ein Maschineneinsatz nur begrenzt möglich, auf chemische Pflanzenschutzmittel wird komplett verzichtet. Aber alles, was der Holunder liefert, wird von Martina Aster zu Saft, Sirup, Fruchtaufstrich, Likören, Holundergeist und mehr verarbeitet und im Hofladen angeboten. Die Senioren bekamen von Franz Aster noch viele Gesundheitstipps zur Anwendung der Pflanze und genossen Kaffee, Kuchen und Eis im schattigen Hof.
Text und Fotos: Herbert Schüßler