Von moderner Energiewirtschaft zum ewigen Granit
St. Martin Senioren besuchen das Kraftwerk Jochenstein und die Steinwelten in Hauzenberg
Die Ziele hätten nicht unterschiedlicher sein können, zu denen die Senioren der Pfarrei St. Martin im Passauer Land unterwegs waren: Mit dem Kraftwerk Jochenstein war die derzeit besonders diskutierte moderne Energieversorgung ein attraktives Thema. Mit der zweiten Besichtigung tauchte die Gruppe tief in die Erdgeschichte ein, als der Granit mit seiner Millionen Jahre langen Entstehungsgeschichte und mühsamen Abbau und Verarbeitung einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Zur Hälfte in Bayern und zur anderen Hälfte in Österreich liegt das Grenzkraftwerk Jochenstein, das größte Laufkraftwerk Deutschlands mit jährlich 850 Millionen Kilowattstunden erzeugten elektrischen Strom. Damit kann eine Stadt wie Passau komplett versorgt werden. 240 m lange Schleusen, die großen Wehre, über die bei Hochwasser gigantische Wassermassen strömen und die technischen Wunderwerke, fünf senkrecht stehende Kaplanturbinen mit einem Laufraddurchmesser von 7,40 Meter und die 10 Meter Durchmesser aufweisenden aufgesetzten Generatoren, brachten die Senioren zum Staunen. Erstaunlich war auch die Leistung beim Bau vor gut sechzig Jahren, als es noch strenge Grenzen und Grenzkontrollen gab. In der Zeit vor der Europäischen Union waren viele politische und verwaltungstechnische Probleme zu lösen, um dieses Bauwerk errichten zu können. 90 Stufen mussten die Unentwegten bewältigen, um zu sehen und insbesondere zu hören, wie umweltfreundliche Energie erzeugt wird, die in einem so genannten kalorischen Kraftwerk einen Verbrauch von 190 000 Tonnen Erdöl oder 280 000 Tonnen Kohle verursachen würde.
Nach der Mittagspause bei einem der letzten Berufsfischer an der Donau, standen wieder Millionen im Vordergrund. Diesmal aber in Form von Jahren. In den Steinwelten des Granitzentrums Hauzenberg hat dessen Leiter Ludwig Bauer mit Leidenschaft und Kompetenz versucht, seinen Gästen die unvorstellbar lange Zeit der Entwicklung der Erde und die Entstehung des Rohstoffes Granit nahe zu bringen. Auf einer Länge von 22 Metern ist die Dimension von 550 Millionen Jahren dargestellt. Von den ersten einzelligen Lebensformen der Erde, von Grün- und Blaualgen, die als reiner Kohlenstoff die Grundlage des in der Nachbarschaft anstehenden Graphit bilden, über den vor rund 300 Millionen Jahren in einer Tiefe von rund 10.000 Metern entstandenen Granit bis zum Menschen. Allerdings, das Zeitalter der mit Menschen belebten Erde macht in dieser Zeitschiene nur sieben Zentimeter aus und ein Menschenalter lässt sich nicht einmal mit einem Nadelstich darin darstellen. Das macht demütig. Logischerweise nehmen der Abbau und die Verwendung des Granits einen großen Raum ein. Angefangen von den frühen Kirchenbauten, der Steinmetzkunst über die Jahrhunderte bis zu den heutigen Schwierigkeiten der Branche, die sich gegen Billigkonkurrenz aus Fernost wehren muss. Besonders beeindruckt hat aber die mühselige und schwere Arbeit der Steinhauer und ihrer Frauen und Kinder: „Dem Steinhauer über die Schulter schauen…“ durften dabei die Deggendorfer, die mit großem Respekt vor unserem Planeten Erde, dem heimischen Granit und den Leistungen der Menschen in früherer und heutiger Zeit ihren Heimweg antraten.
Herbert Schüßler