St. Martin besucht St. Martin

Ausflug der St. Martins-Senioren nach Pilsting und Landshut

Es war noch etwas frisch am Morgen, als sich die Senioren der Pfarrei St. Martin Deggendorf ins Isartal aufmachten. Zwei historische Orte, Pilsting und Landshut sollten aufgesucht werden.

Völlig überrascht hat die Deggendorfer an ihrer ersten Station, als Josef Hopfensberger, der Bürgermeister der Marktgemeinde Pilsting vor ihnen stand und sie begrüßte. Er zeigte auf, dass der Ort bereits um 890 als Besitz der Regensburger Bischöfe gegründet wurde. Das war einige Jahrhunderte vor den größeren Nachbarorten, wie Landau und Dingolfing. Das Auf und Ab im Lauf der Geschichte, mit Blütezeiten, wechselnden Herrschaftsverhältnissen, Kriegsgräueln und Bränden mündete in heutiger Zeit in eine Kommune mit rund 7000 Einwohnern, einschließlich der zur Gebietsreform eingemeindeten Ortsteile Großköllnbach, Leonsberg, Ganacker und Waibling und einem der schönsten Marktplätze Niederbayerns. Der Seniorenbeauftragte Pilstings, Albert Störringer sen. übernahm den kulturellen Part, bei dem das Geburtshaus des Dichters Hans Carossa und die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt im Mittelpunkt standen. Letztere, im Erscheinungsbild der Neugotik des ausgehenden 19. Jahrhunderts, geht jedoch auf eine Anlage des 15. Jahrhunderts mit Teilen, die noch einmal zweihundert Jahre älter sind, zurück.

In ein wesentlich prunkvolleres Ambiente ging es am Nachmittag. Landshut, die Residenzstadt der Reichen Herzöge stand auf dem Programm. Beginnend im Rathaus mit seinem Prunksaal, in dem 1475 die Feierlichkeiten der Vermählung des Herzogs Georg des Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig stattfanden und deren prächtiger Ablauf in einem umlaufenden Gemälde dargestellt ist. Die vier Münchner Maler Rudolf Seitz, Ludwig Löfftz, Konrad Weigand und August Spieß gestalteten nach dem Bericht des Markgrafenschreibers Hanns Oring den Triumphzug des fürstlichen Brautpaares. Das veranlasste die Landshuter, ab 1902 mit dem vierjährlich wiederkehrenden Festspiel der „Landshuter Hochzeit“ das Mittelalter wieder lebendig werden zu lassen.
Die Stadtführer Ludwig von Borck und Helga Nachtmann, sie verstand es den damaligen Reichtum der Baierischen Herzöge mit ihrem rollenden „R“ besonders deutlich zu machen, präsentierten ebenso die gegenüberliegende im italienischen Renaissancestil erbaute Stadtresidenz Herzogs Ludwigs X. Weil aber die Zeit nicht reichte, konnten die Martins-Senioren nur den Innenhof besichtigen, bevor es zur Basilika von St. Martin ging.
Schon allein der mit 130 Metern höchste Backsteinturm der Welt erregte Bewunderung. Aber auch der etwas dunklere, manchmal geheimnisvoll wirkende Innenraum zog die Besucher in seinen Bann. Besonders aber hatten es den Deggendorfern die vielen Figuren und Details angetan: die Rosenkranzmadonna von 1520 von Hans Leinberger im rechten Seitenschiff, die aus einem Stein gehauene Kanzel aus dem Jahr 1429, oder das ganz aus Silber bestehende Kruzifix in der so genannten Altdorfer Kapelle und zu guter letzt die Glasfenster der Nordseite, die nach der Zerstörung zum Ende des 2. Weltkrieges, 1947 und 1948 neu gestaltet wurden. Eine Besonderheit ist dabei die Darstellung des Machtmissbrauches in Jahrtausenden durch Regierende, angefangen vom römischen Kaiser Diokletian bis ins 20. Jahrhundert mit den Nazischergen Adolf Hitler, Hermann Göring und Josef Göbbels.

Der nächste Ausflug des Seniorenclubs St. Martin führt am Donnerstag, 27. April 2017 nach Weiden in der Oberpfalz.



Herbert Schüßler