Gelungener Ausflug nach Dietkirchen und Mariaort
Die westliche und südliche Oberpfalz war das Ziel eines Tagesausfluges einer überraschend kleinen Zahl an Senioren aus der Deggendorfer Pfarrei St. Martin. Dietkirchen nahe Neumarkt/Opf. mit seinem Rosenfriedhof und der Pfarrkirche St. Stephanus überraschte mit seiner gestalterischen Klarheit und Einfachheit, andererseits auch einer Vielfalt an schmiedeeisernen Grabkreuzen. Dagegen zeigte Mariaort, unmittelbar an der Mündung der Naab in die Donau gelegen, den Glanz einer jahrhundertealten Wallfahrt zum Gnadenbild in der barocken Kirche Mariä Himmelfahrt.
Schon Ende des 7. Jahrhunderts ist in Dietkirchen ein Gotteshaus erwähnt. Die Mauern des Langhauses stammen aus der Romanik, die des Chores aus der Gotik. Der Kirchenraum, im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut, wurde 1922 wegen Platzmangel bei den Gottesdiensten seitlich erweitert. „das könnte man heute wieder zurückbauen“, meinte augenzwinkernd Führerin Anna Altmann. Um St. Stephanus waren, wie in den meisten Orten mit eigener Kirche, seit alters her die Gräber des Dorffriedhofes, versehen mit Grabsteinen und steinernen Einfassungen, gruppiert. Als in den 1930er Jahren der Friedhof erweitert werden musste, setzte der damalige Pfarrer Johannes Weis durch, dass die Gräber einheitlich gehalten werden. Weil er zudem ein leidenschaftlicher Sammler von schmiedeeisernen Grabkreuzen war, fanden sich diese dann auf den Grabstellen wieder. Die Kreuze stammen zu dreiviertel aus der Oberpfalz, aus Oberfranken, der Gegend von Ingolstadt und Neuburg an der Donau, einige wenige sogar aus Tirol. Insgesamt stehen derzeit rund 170 Kreuze, von denen keines dem anderen gleicht. Für neue Gräber liegen auf dem Dachboden der Kirche noch viele auf Reserve. Ein Übriges zum beeindruckenden Bild des Friedhofes tun die auf allen Gräbern gepflanzten roten Edelrosen. Als Grabeinfassungen dienen Findlinge - kleine Steine in der Größenordnung von etwa 30 bis 40 Zentimetern - aus dem kalkhaltigen Juragestein der Gegend. So steht über all dem der Grundsatz, vor Gott und im Tod sind alle gleich.
Nach einem schmackhaften Mittagessen im Gasthaus links der Naab, machten sich die Deggendorfer auf den Weg über einen imposanten Naabübergang auf die rechte Seite des Flusses. Zur Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt. Zuerst waren die „Wallfahrer“ überrascht, dann aber sehr berührt, als sie sich dem Gnadenort näherten und alle Glocken zur Begrüßung läuteten. Der Mesner der Kirche begann seine Führung stilgerecht mit einem Mariengebet, um dann die Legende des Wallfahrtsbildes zu erzählen, das im 8. Jahrhundert am Naabufer angeschwemmt worden sein soll. Sofort wurde eine Kirche erbaut. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstand eine blühende Wallfahrt zur Muttergottes, deren Gnadenbild im Hauptaltar steht, seit etwa 1360 als Steinfigur. 1774/76 wurde dann die Kirche im Wesentlichen in ihrer heutigen, spätbarocken Form erbaut. Sie zählt zu den schönsten Kirchen des 18. Jahrhunderts. Diakon Sebastian Nüßl stimmte ein Marienlied an, bevor es zur unweit entfernt stehenden, 1724 erbauten Kalvarienbergkirche ging. Einen emotional starken Eindruck auf den Besucher machten die Kreuzigungsszene aus lebensgroßen Figuren, die Kreuzwegstationen, schließlich das Heilige Grab. Die Heilige Stiege, die im Mittelteil nur auf Knien rutschend bestiegen werden soll, ist der, in der Kapelle „Sancta Sanctorum“ gegenüber der Lateranbasilika in Rom befindlichen, originalen Stiege nachempfunden, auf der Jesus zu Pontius Pilatus geführt worden ist. Derartige Kirchen gibt es nur viermal in gesamten deutschen Raum.
Herbert Schüßler