Zu zwei Klöstern, einem ehemaligen Kaplan und einem kirchlichen Kleinod im Isartal führte die
diesjährige Wallfahrt der Deggendorfer Pfarrei St. Martin. Weil Bischof Rudolf Voderholzer sein
Bistum aufrief, zum Jahr des geweihten Lebens möglichst viele Klöster in die Seelsorgearbeit
einzubeziehen, wurden in der Stadt und der Umgebung Landshuts für die Pfarrwallfahrt
bedeutsame Ziele gefunden. Knapp achtzig Pfarrangehörige machten sich zusammen mit
Stadtpfarrer Wolfgang Riedl und Pastoralassistentin Petra Silberhorn auf den Weg zum
Pilgergottesdienst in die Zisterzienserinnenabtei Seligenthal, zum Maristenkloster und der Pfarrei
St. Sebastian in Furth und dem etwa 1300 Jahre alten Frauenberg hoch über dem Flusstal.
Aus einer Klostergründung 1232 von Ludmilla, der Witwe des baierischen Herzogs Ludwig des
Kehlheimers - daher auch die Grablege der Wittelsbacher inmitten der Kirche – hat sich die
Zisterzienserinnenabtei Seligenthal zu einem der größten Klöster dieses Ordens in der Welt
entwickelt. Die ursprünglich romanische Kirche mit dem Patrozinium Mariä Himmelfahrt wurde
1732 bis 1734 im Stil des Rokoko von Johann Baptist Günezrainer umgebaut und von Johann
Baptist Zimmermann mit Stuck und drei Altarbildern reich ausgestattet. Mehrere
Klostergründungen gingen von Seligenthal aus: 1863 Waldsassen, 1955 Marienkron im
Burgenland, 1979 das Colegio Ave Maria im bolivianischen La Paz und 1999 die Wiedergründung
des Klosters Helfta bei Eisleben in Sachsen-Anhalt. 50 Schwestern leben hier und betreuen unter
anderem etwa 1700 junge Menschen in Kindergarten und –hort, Grund- und Wirtschaftsschule,
Gymnasium und Fachakademie für Sozialpädagogik.
Das Maristenkloster Furth wurde 1915 gegründet, weil die ursprünglich in Belgien beheimateten
Fratres das Land nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlassen mussten. In dem
niederbayerischen Dorf fanden sie Unterkunft in einer Sommervilla mit Park. Die Maristen-
Schulbrüder betreiben seit 1946 ein Gymnasium, bis 1989 mit Internat, das derzeit von rund 700
Mädchen und Buben besucht wird. Die Trägerschaft ist 2006 in die Schulstiftung der Diözese
Regensburg übergegangen. Klosterbrauerei, Druckerei und Gärtnerei sind mittlerweile privatisiert.
„Arquebuse“ und „Hermite“, die aus über 30 Kräutern, Wurzeln und Pflanzen hergestellten
Kräuterdestillate tragen zum Lebensunterhalt der noch verbliebenen 25 Klosterinsassen bei.
Auf mindestens 6500 Jahre altem Siedlungsgebiet steht Furth mit seiner Pfarrkirche St. Sebastian
und seinem Pfarrer Thomas Winderl, dem ehemaligen Kaplan von St. Martin Deggendorf. Aus
romanischen und spätgotischen Vorgängern entstand um 1741 die von den Grafen Lodron
erbaute, heute als besonders schützenswertes Kulturgut von der UNESCO ausgezeichnete Kirche.
Hoch- und Seitenaltar, mehrere Schnitzfiguren aus der Schule des Hans Leinberger und ein
riesiges Missionskreuz von 1846, geben dem Innenraum seine besondere Note. Voller Stolz
berichtete Pfarrer Winderl vom Erbe der Freifrau Philomena von Hornstein, die dem Ort und der
Pfarrei nicht nur die Klostergebäude, sondern auch das ehemalige Schloss, in dem heute ein
Altenheim untergebracht ist, vererbte.
Stadtpfarrer Wolfgang Riedl hatte für seine Wallfahrer noch eine Überraschung parat: die von
Landshut gut fünf Kilometer flussabwärts auf den südlichen Isarhöhen gelegene Wallfahrtskirche
Maria Heimsuchung von Frauenberg. Sie gründet sich auf die Missionierung der Gegend durch
den Diözesanpatron, dem heiligen Erhard, der um 700 n. Chr. eine germanische Opferstätte in
eine christliche Kultstätte umwandelte. Teile des zwischen 950 und 1250 bestehenden Kirchleins
sind noch im Turm erhalten. Die ebenfalls reiche Ausstattung aus der Zeit der reichen Landshuter
Herzöge der 1470 bis 1480 erbauten gotischen Kirche, begeisterte die Deggendorfer erneut und
bildete den Abschluss einer erlebnisreichen und beeindruckenden Pfarrwallfahrt.
Herbert Schüßler